Die Radbande rollt wieder! Gute Laune, wetterfeste Kleidung, funktionierende Beleuchtung und Lust auf einen Tag voller Bewegung, Spaß und Gemeinschaft – damit startete unsere wunderschöne Herbsttour bei erstaunlichen 18 °C, die eher nach Frühsommer als nach Spätherbst aussahen.
Startpunkt war der Bahnhof in Helmsheim, wo wir uns sammelten, teilweise noch Handschuhe überstreiften (manche wollten einfach auf Nummer sicher gehen) und mit ordentlich Schwung starteten – denn auch im November gilt: Kalte Hände, warme Herzen – und immer in die Pedale!
Mit dabei waren diesmal auch unsere Schnupperfahrer Priska und Karl-Heinz aus Heidelsheim sowie Fritz und Margit aus Büchenau, die noch nicht ahnen konnten, auf welches Spektakel sie sich da eingelassen hatten. Wir hatten nämlich nicht nur ordnungsgemäß geölte Ketten und funktionierende Lichter vorzuweisen, sondern auch so viele Lacher im Gepäck, dass unsere Fahrräder fast ins Schlingern gerieten.
Los ging’s Richtung Gondelsheim. Ein bisschen Schlosskulisse zum Auftakt – fast wie im Film, in dem wir auf Pedalen die Hauptrollen spielten. Weiter ging’s nach Diedelsheim und Rinklingen, vorbei an Feldern, die im goldenen Herbstlicht fast schon forderten: „Fotografiert mich!“, während wir lachend vorbeirauschten. Wir kämpften uns tapfer nach Bretten rein, wo uns die hübsche Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern empfing, während das Kopfsteinpflaster uns daran erinnerte, warum gefederte Sättel eine gute Erfindung sind.
Dann ging es weiter zum wunderschönen Gut Schwarzerdhof – ein historisches, denkmalgeschütztes Hofgut aus dem 18. Jahrhundert, das romantisch verwunschen im Naturpark Stromberg-Heuchelberg liegt. Früher ein typisches Hofgut, heute ein außergewöhnlicher Veranstaltungsort, der historisches Ambiente und stimmungsvolle Atmosphäre verbindet – und damit für einen kurzen Moment den perfekten Stopp auf unserer Radtour bot.
Von dort führte uns die Tour weiter nach Großvillars – einem kleinen Ort mit ziemlich großer Geschichte. Gegründet 1699 von Waldensern aus dem Piemont, die der religiösen Verfolgung entflohen waren, hat sich hier eine Gemeinde niedergelassen, die seit über 325 Jahren ihre Traditionen lebt. Überall im Ort spürt man die Geschichte! Die typischen Waldenserhäuser sind schlicht, solide und gleichzeitig richtig charmant. Im Zentrum grüßt die evangelische Kirche, das Herzstück der waldenserischen Gemeinschaft. Wer genau hinschaut, entdeckt kleine Details an den Häusern und kann fast hören, wie die Waldenser früher durch die Straßen gingen – ein Ort, an dem Geschichte noch richtig lebendig ist.
Beim Waldenser Besen machten wir schließlich Halt – und sofort kroch die Gemütlichkeit an uns hoch. Die Leckereien sahen so verlockend aus, dass wir am liebsten alles probiert hätten, doch die Uhr machte uns einen Strich durch die Rechnung. Hätten wir uns voll darauf eingelassen, wären wir in völliger Dunkelheit nach Hause gerollt – und das bei unserer großen Truppe wohl eher ein Abenteuer als ein Vergnügen gewesen. Also begnügten wir uns mit einer kurzen Pause, ein paar Schlucken der köstlichen Getränke und jeder Menge herzhaftem Lachen – mit dem festen Vorsatz: nächstes Mal kommen wir früher und stürzen uns auf alles, was der Waldenser Besen zu bieten hat!
Als wir schließlich frisch gestärkt Richtung Sonnenuntergang rollten, sahen wir alle aus wie glückliche Herbst-Superhelden. Artig machten wir unsere Lichter an und fühlten uns sofort wie eine beleuchtete Fahrrad-Polonaise, die mit ihren Radlichtern wie Glühwürmchen funkelte.
In der Dämmerung ging es über Flehingen, Oberderdingen und Bauerbach nach Büchig – und dort geschah es: In einem Anfall heroischen Übermuts überholte ein ambitionierter Radler die Tourguidin mit der Eleganz eines Radrennprofis. Ein kurzer, glorreicher Moment des Triumphs. Während die Gruppe gemütlich weiterrollte, startete er versehentlich seine ganz persönliche Sonderetappe – selbstverständlich ohne Navi. Irgendwo zwischen „Ich kenn mich hier aus…“ und „Wo ist die Radbande abgeblieben…“ war er gefangen.
Am Ende fand er im Dunkeln zurück nach Helmsheim, um eine wertvolle Lebensweisheit reicher: Mutig sein ist leicht, die Gruppe zu überholen schon aufregend, doch bei der Gruppe zu bleiben… nun ja – das ist die wahre Meisterprüfung.
Fazit: Eine Tour voller Lachen, herbstlicher Stimmung, charmanter Fachwerkhäuser, lebendiger Waldensergeschichte und gutem Wein. Zwischen kühler Luft, funkelnden Fahrradlichtern und herzhaftem Lachen entstand ein Tag voller Wärme, Gemeinschaft und unvergesslicher Momente. Oder kurz: ein perfekter Herbsttag im Kraichgau.

